Überzeugende Kameranavigation? – Amarey A900 Staubsaugroboter

Heute schauen wir uns den Amarey A900 Staubsaugerroboter an, welchen wir nun seit einem Jahr im Einsatz haben. Was das Ding kann, was nicht und ob ein Kauf überhaupt empfehlenswert ist, schauen wir uns jetzt einmal an.

Amarey A900 (seitlich)

Zunächst erst einmal der Hinweis, dass uns dieses Produkt von der Firma selbst zur Verfügung gestellt wurde, danke dafür. Trotzdem ist unsere persönliche Meinung, wie immer vollkommen frei.

Kommen wir zu Beginn erstmal zum offensichtlichem, dem Design: 
Es ist, wie für diese Geräte üblich, rund und aus Plastik. Dieser Roboter ist schwarz, hat auf der Oberseite eine leichte Musterung und das auch noch in klavierlack-glänzender Optik. Nicht gerade vorteilhaft, denn dadurch sieht man jedes einzelne Staubkorn oder jeden einzelnen Kratzer, die sich auch nicht vermeiden lassen, da dies ein Arbeitsgerät ist. Das bedeutet also regelmäßige und auch zu häufige Reinigung des Geräts. Ein weißer oder hellerer Farbton, welcher zudem auch noch matt ist, wäre deutlich angenehmer gewesen.

Amarey A900 (Bedienfeld/Kamera)
Bedienfeld/Kamera
Amarey A900 (mit Fernbedienung)
Amarey A900 Fernbedienung

Technische Aspekte 

Dieser Amarey A900 besitzt, im Gegensatz zum Großteil der anderen Staubsauger auf dem Markt, eine Kamera, womit er sich mithilfe dieses 145° Navigationssensors, anhand der Decke im Raum orientiert. Der Nachteil hierbei ist natürlich, dass er längst nicht so präzise arbeiten bzw. vermessen kann, als einer mit einer Laservermessung. Auch kann man ihn dadurch nicht in bestimmte Räume schicken oder gewisse Bereiche sperren. Außerdem hat er noch eine Art Annäherungssensor, wodurch er meist vor großen Hindernissen leicht abbremst um nicht mit Fullspeed gegen die Wand oder Möbel zu donnern. Spätestens beim Kontakt mit Hindernissen merkt der Roboter durch seinen Bump-Sensor, dass er abdrehen muss. Auch besitzt er eine Fallerkennung, welche auch wirklich 1A funktioniert.

Das Gerät kann entweder über den auf der Oberseite befindlichen Start- und Stoppknopf den Saugvorgang starten oder pausieren, mehr aber nicht. Dafür kommt dann zum Beispiel die mitgelieferte Fernbedienung zum Einsatz. Hier kann man den Roboter starten, pausieren, im „Leerlauf durch die Wohnung“ manövrieren, die Saugstärke einstellen, welche bis zu 1400pa beträgt, oder auch verschiedene mehr oder weniger sinnvolle Saugmodi starten: es gibt einmal den Spotcleaning-Modus bei dem der Roboter schneckenartig sich von innen nach außen kreiselt und wieder zurück, den Edge-Modus bei dem der Roboter nur die Ecken und Kanten, bzw. somit auch alle Hindernisse abfährt, oder den Automatik-Modus bei dem er den kompletten Raum versucht zu reinigen. 

Und hier gibt es auch einen nächsten Kritikpunkt: Der Sauger scheint nicht so wirklich ein intelligentes
Reinigungssystem zu haben. Er fährt zwar nach einem gewissen Schema alles soweit ab, aber dies variiert immer mal wieder beim nächsten Saugvorgang. Zuerst fährt er einfach random durch die Gegend bis er auf ein Hindernis stößt, speichert dieses ab und fährt von dort alles weiter ab. Zum Schluss fährt er noch alle Ecken und Kanten ab und ist danach fertig. Aber dieses System weist seit Tag 1 Probleme bzw. Fehler auf. Es kommt nämlich manchmal vor, dass er der Meinung ist, dass er den Raum abgeschlossen hat und fährt deshalb zurück zu Ladestation. Dem ist dann aber nicht so, denn meist hat er gerade mal die Hälfte des Raumes geschafft, weshalb man ihn immer wieder mal wiederholend losschicken muss. Also wirklich zuverlässig ist dieser Saugroboter nicht.

Amarey A900 Abtreter-Reinigung
Abtreter-Reinigung
Amarey A900 Bodenreinigung
Bodenreinigung

Probleme und Probleme

Auch das Finden der Ladestation nach Abschluss des Saugvorgangs oder ab 20% Akkuleistung ist auch nicht so verlässlich wie es sein sollte, in 9/10 Fällen findet er diese, aber in nur 7/10 dockt er tatsächlich so gut an, dass er auch lädt. Manchmal verschätzt er sich, trifft die Ladekontakte nicht und verheddert sich dann auf der Ladestation. 

Diese ist auch nichts Besonderes. Sie ist aus Plastik, hat auf der Unterseite ein paar Gummifüße, die Ladekontakte, eine Halterung für die Fernbedienung, warum auch immer, und eine Möglichkeit überflüssiges Kabel in der Station zu verstauen.

Ein Lautsprecher gibt immer an, was gerade getan wird oder was für Probleme der Roboter hat. Ebenso die Status-LED im Startknopf-Ring, welche aber auch durchgehend an ist, wenn der Roboter lädt, was nachts sehr nervig sein kann. Deshalb habe ich hier mal eine Art Abdeckung designt und mit dem 3D-Drucker ausgedruckt. Link zu THINGIVERS 

Mit einer maximalen Höhe von 7,6 cm. Passt der Roboter unter viele, aber längst nicht alle, Möbelstücke. Die Akkuleistung ist selbst nach über einem Jahr Benutzung noch ausreichend. Und so reicht ein voller 2600 mAh Akku auf höchster Saugstufe für um die 60qm Fläche, je verwinkelter es ist oder je mehr Hindernisse umfahren werden müssen, desto weniger qm schafft er. Laut Hersteller kann er bis zu 100 Minuten arbeiten, dem ist natürlich nach über einem Jahr nicht mehr so.

Wenn der Akku fast leer also bei 20% liegt, fährt er aber auch selbständig zur Station zurück, um sich innerhalb von ca. 4h wieder voll aufzuladen. Er setzt dann aber seine Arbeit nicht selbständig fort, sondern wartet, bis man ihn erneut aktiviert und dann fängt er auch komplett von vorne an.

Die Räder des Roboters sind gefedert und auch im Auf und Ab beweglich. Dadurch kann er über Teppichkanten oder sehr schmale Türschwellen fahren. Die Bürsten links und rechts tuen ihren Job, mehr aber auch nicht, denn manchmal werfen sie gröberen Schmutz von A nach B. Die Hauptbürste auf der Unterseite leistet auch gute Arbeit. Gerade bei Teppichen löst sie recht gut tiefer liegenden Schmutz. Mit Haaren wird es dann meist etwas schwieriger. Auch bei Langflorigen Teppichen wickelt sich die Reinigungsbürste Teile vom Teppich oder auch besagte Haare ein. Zum Glück lässt sich so ziemlich alles Bewegliche der Bürsten auseinandernehmen und ordentlich Reinigen. Auch die Staubkammer, welche ein Maximalvolumen von 500ml aufweist, kann sehr einfach gereinigt und geleert werden, was je nach Häufigkeit auch recht oft gemacht werden muss, da dieser dann auch
schnell voll ist. Die im Behälter enthaltenen Filter kann man auch entfernen und auch ganz einfach ausklopfen und weiterverwenden. Irgendwann kann man den natürlich auch durch den beigelegten Ersatzfilter wechseln. Amarey hat auch ein kleines Reinigungstool mit beigelegt, was auch recht nützlich ist, jedoch weder im Sauger, noch an der Ladestation gelagert werden kann.

Amarey A900 3D-gedruckte Abdeckung
3D-gedruckte Abdeckung
Amarey A900 Abdeckung auf Ladestation
Abdeckung auf Ladestation

Probleme haben so gut wie alle Staubsaugroboter mit Ecken. 
Denn die sind, auch trotz rotierender Bürsten schwer zu reinigen. So ist dies auch für diesen Kollegen eine Herausforderung, aber man darf nicht vergessen: Ein Staubsaugroboter ist am Ende nichts anderes als ein Luxus-Gut. Man ist nach einer gewissen Zeit trotzdem dazu gezwungen auch mal selber einen Staubsauger in die Hand zu nehmen um schwierige Stellen zu säubern. Vor allem Teppiche sind für diesen dann doch etwas zu geringe Saugleistung mit einmal drüberfahren nicht gerade super gereinigt. Aber dafür kann man ja den Spot-Reinigungs-Modus verwenden.

Nun kommen wir mal zu den smarten Funktionen des Roboters, denn dieser hat natürlich WLAN und kann so über das Internet und so z.B. über eine App gesteuert werden. Amarey hatte zu Beginn eine eigene App angeboten, aber die war wirklich grottig, deswegen haben wir direkt von Anfang an die SmartLife App verwendet. Einmal eingerichtet funktioniert auch alles so wie es soll. In der App hat man dann alle Funktionen der Fernbedienung: Also man kann einen Saugvorgang starten, Pausieren, die verschiedenen Modi einstellen und zwischen 3 unterschiedlichen Saugstufen wählen: einmal Soft-, Standart- oder Max-Mode. Unterscheiden tun sich diese dann in der Saugkraft, und damit auch in der Lautstärke. 

Wir empfehlen immer den Max-Modus zu verwenden, da hier einfach die besten Ergebnisse erzielt werden können. Auch kann man in der App den Sauger Fernsteuern, aber leider nur, wenn er nicht saugt, deswegen ist diese Funktion am Ende vollkommen sinnlos. Sinnvoller wäre es gewesen, wenn man den Saugvorgang starten kann und dann den Sauger an bestimmten Stellen entlang steuern kann, aber das ist leider nicht möglich. Auch habt ihr keinen Zugriff auf die Kamera und deren Videofeet.

Die verbleiben Akkukapazität wird auch noch angezeigt und dann man sich auch Timer einstellen, wann der Sauger an welchen Tagen wie Saugen soll. Ein weiteres sehr sinnloses Feature der App ist die Karte. Man sieht zwar, je nach WLAN-Verbindung wo der Amarey herumfährt und was er alles schon vom Raum erfasst hat, aber diese Map wird nicht abgespeichert, sodass der Roboter dazulernt, sondern es wird mit jedem Saugvorgang eine neue Map erstellt, auch kann man sonst nichts mit der Map machen, keine Sperrzonen eintragen oder sonstiges, einfach nichts, naja.

Natürlich lässt sich das ganze Teil mit Google Assistant oder Alexa steuern. Dies ist entweder direkt per Sprache möglich oder auch in die Routinen integrierbar.

Amarey A900 InApp-Steuerung
InApp-Steuerung
Amarey A900 erstellte Karte
Erstellte Karte

Was Amarey jedoch auch neben Ersatzbürsten und Ersatzfilter beigelegt hat, ist ein 2m Magnetband. Dieses kann dafür verwendet werden, bestimmte Bereiche zu sperren, da er nie über dieses Magnetband drüberfährt. Jetzt aber mal noch ein paar weitere nicht so erfreuliche Sachen.

Dünne und leichte Teppiche schiebt der Staubsauger ohne Wenn und Aber vor sich her oder verkeilt sich mit einer Bürste darunter und mit der anderen Darüber und fährt dann auf der Stelle. Genauso sind auch hier Kabel der aller größte Feind des Saugers, das ist jedoch bei fast allen Saugrobotern der Fall. Also am Ende nimmt man eine Reinigung mithilfe des Saugers entweder als Anlass endlich aufzuräumen, oder schmeißt einfach das Magnetband irgendwohin.

Bei allen Schwierigkeiten die dieser Sauger hat, gibt es jedoch auch sehr gute Dinge. Zum einen die Fallerkennung funktioniert super. Egal wie und wo er ist, wenn er an eine hohe Kante kommt, stoppt er und fährt nie weiter, das hat auch immer zuverlässig geklappt. Auch dass er in schwierige Stellen reinfahren kann und genauso gut auch wieder rauskommt ohne sich ewig im Kreis zu drehen, wie es bei anderen Robotern der günstigeren Klasse ist. Die seitlich rotierenden Bürsten machen einen guten Job und haben auch Sensoren eingebaut, die merken, wenn aus welchem Grund auch immer, der Motor blockiert wird, dann wird auch kurze Zeit die Rotation der Außenbürsten gestoppt um Schäden zu vermeiden. Dieses Feature haben auch die Räder. Ebenso ist die Bürste auf der Unterseite gut, langlebig und hilft dabei eine solide Reinigung zu bieten.

Unterseite des A900
Unterseite des A900
Details der Bürsten
Details der Bürsten

Kommen wir nach all diesen Informationen zu einem FAZIT 
und zu der Frage, ob wir diesen Staubsaugroboter empfehlen können. Nun ja, das ist schwer zu sagen. Hätte wir vor gut einem Jahr ein Video zu diesem Staubsauger gemacht, hätten wir klar davon abgeraten ihn zu kaufen. Denn damals kostete er 400€ was wirklich viel zu viel Geld ist. Kurz danach waren es 300, was auch noch zu hoch ist. Erst seit März dieses Jahres kostete der Amarey A900 nur noch um die 180-200€. Für ein paar Euro mehr, bekommt man auch schon einen Staubsaugroboter von Xiaomi mit mehr Saugleistung, größerem Akku und Laservermessung. Aber für unter 200€ würden wir schon sagen, dass man sich diesen Staubsaugroboter mal anschauen bzw. anschaffen kann. Für dieses Geld ist er ein ganz guter Unterstützer in der Wohnreinigung.

Trotzdem muss man sich klarmachen, dass er am Ende nicht so smart ist, wie es angegeben wird. Fehlende Funktionen der App, Fehleranfällige Navigation und auch die Saugleistung, die nach Luft nach oben hätte sind ein paar Faktoren mit denen man leben muss.

Das Review als Video anschauen